
Rolf, vorab eins: Du warst über 15 Jahre Redakteur bei MOTORRAD und hast von 2014 bis 2023 das FUEL-Magazin produziert. Macht Dir Motorradfahren immer noch Spaß?
Na klar! Allerdings gab es tatsächlich mal eine Zeit, in der mir Fahren tatsächlich weniger Spaß gemacht hat, weil ich zu viel um die Ohren hatte. Das war auch die Zeit, in der alles zusammenstürzte und ich Endstation Abfahrt schrieb. In meiner Freizeit bin ich damals kaum noch gefahren, keine Zeit, zu viele große Aufgaben gleichzeitig, ich war geschlaucht. Viele glauben, Testredakteur bei MOTORRAD sei der absolute Traumjob. Nun, vielleicht kommt er nahe daran. Doch wenn du deine Lieblingsspeise dreimal täglich essen musst, kann es durchaus sein, dass sie dir vielleicht nach ein paar Jahren irgendwann zum Hals raushängt. Aber zurück zur Frage: Ja! Mir macht es derzeit wieder so viel Spaß wie Mitte der 1980er-Jahre, als ich täglich im Sattel saß. 50.000 Kilometer Jahresfahrleistung waren damals keine Seltenheit. Berufliche und private Kilometer zusammengefasst komme ich derzeit jährlich nur noch auf rund 20.000 Kilometer.
Hat man denn als Redakteur, der ständig neue Motorräder fährt und testet, privat überhaupt noch ein eigenes?
Nicht nur eins. Derzeit sind es sechs. Warum? Ich kann mich so schlecht trennen…
„Fuel for the Soul“ ist ein Bestseller geworden, der mittlerweile in der 5. Auflage erschienen ist. Wie erklärst Du Dir den Erfolg?
JEDER, der länger Motorrad fährt, findet sich in diesem Buch wieder. Wir alle, die wir in den 1950ern bis 1980ern geboren wurden, haben ähnliche Abenteuer in der Jugend erlebt. Jeder von uns hat praktisch für „die schöne Elke“ geschwärmt, sie aber nie gekriegt. Jeder hat Erlebnisse mit Mofas, Mokicks, Kleinkrafträdern oder Achtzigern. Jeder musste irgendwann den Führerschein machen, war bei der Tanzschule, hat Erinnerungen an die erste große Party oder den ersten Kuss… Sehr vieles in diesem Buch dreht sich um die Erlebnisse der Jugend, um Freundschaft, ums Unterwegssein. Dabei spielt das Zweirad als Sprungbrett für die Freiheit eine zentrale Rolle. Das Buch erzeugt bei den meisten Lesern Deja Vus und hat eine klare Message: Egal was du fährst, oder wohin und wie lange du fährst – Hauptsache, du fährst.
Ursprünglich war das Buch ja, zumindest in der ersten Auflage, eine Art Reportagesammlung mit Stories aus Deiner Jugend. Wie ist das heute, in der 5. Auflage?
Genau. Die ursprüngliche Idee zu diesem Buch war eine Reportagesammlung. Ich wollte meine 60 besten Geschichten, die ich für diverse Magazine verfasst habe, einfach hintereinander ab-, beziehungsweise nachdrucken. Doch bereits beim Überfliegen der Stories wurde mir klar, dass es nicht geht. Ein Buch ist anders aufgebaut. Viele Geschichten, die in einer Zeitschrift gut funktionieren, wären in Buchform nicht möglich. Die visuelle Unterstützung durch die Fotos fehlt ebenso wie ein durchgängiger roter Faden. Also habe ich mich von dem Gedanken des Nachdruckens verabschiedet und das Meiste über die Jahre neu geschrieben. Die aktuelle 5. Auflage, die ab November 2025 lieferbar ist, könnte man durchaus auch als „Memoiren eines Motorradfreaks“ bezeichnen. Es sind Erinnerungen an eine aufregende Jugend in denen meine Freunde Tüte, Pinne und Schröder die Hauptrollen übernehmen. Egal, ob es ums illegale Tuning geht oder darum, die vermeintlich „große Liebe des Lebens“ für sich zu gewinnen, den Führerschein zu bestehen, die Tanzschule zu überleben oder das Erlebnis zum ersten Mal ohne die Eltern auf große Fahrt zu gehen – die Meisten von uns finden sich in diesem Buch wieder. Natürlich geht nichts ohne Zweiräder. Es sind herrliche Geschichten, bei denen man aus dem Lachen gar nicht mehr rauskommt.
Das klingt, als würden sich selbst Diejenigen nicht langweilen, die bereits einige Deine Geschichten aus MOTORRAD kennen…
Genau, sie langweilen sich garantiert nicht.
Fuel for the Soul ist im Eigenverlag erschienen. Hast Du keinen Verlag dafür gefunden?
Ich „durfte“ gar nicht erst suchen. Es bestand von Beginn an nie die Möglichkeit, das Buch verlegen zu lassen. Mein Arbeitgeber, die Motorpresse Stuttgart, gab mir zwar die Rechte an den Stories zur nochmaligen Veröffentlichung zurück, die Bedingung hierfür war allerdings, das Buch im Eigenverlag herauszubringen. Das hat natürlich auch Vorteile: Ich konnte dieses Projekt so realisieren, wie es in meinem Kopf war. Das begann mit dem Titelfoto, das ich in auf dem Fußboden eines alten Sägewerks geschossen habe, ging über die vielen neuen Stories, die ich für das Projekt schrieb und endete mit Zeichnungen von meinem Freund und MOTORRAD-Cartoonist Holger Aue, die er extra für Fuel for the Soul angefertigt hat. Das Buch ist sozusagen von vorn bis hinten „mein Baby“.
Warum sollte man Dein Buch kaufen?
Weil es wirklich gute Unterhaltung garantiert. Fuel for the Soul richtet sich an alle Motorradfahrer. Dabei spielt es keine Rolle, ob Bastler, Race-, Reise-, oder Cruiser-Fan. Die Marke ist ebenfalls egal. Es geht um nichts anderes als den Spirit beim Fahren. Die Stories haben alle eine Gemeinsamkeit: Das Motorrad ist darin nicht Haupt- sondern immer nur Nebendarsteller. Es geht vielmehr darum, etwas mit und auf dem Bike zu erleben. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich selbst immer noch riesige Lust am Fahren habe und diese auf die Menschen übertragen möchte. Holger Aue hatte es damals vorab gelesen und so formuliert: „Ein herrliches Buch. Beim Lesen lachst du dich oft kaputt und nach der Lektüre willst du sofort losfahren…“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
