Rolf, kannst Du den Inhalt von Endstation Abfahrt kurz zusammenfassen?

Das Buch beschreibt zwei Abenteuer, die parallel erzählt werden. Es sind Reisestorys aus der Ich-Perspektive. Die eine handelt im Jahr 1989, die andere 2012. Sie haben einen gemeinsamen Nenner und denselben Hauptprotagonisten: mich. Es sind autobiografische Erzählungen, alles hat sich exakt so zugetragen.

 

Das klingt ein wenig kryptisch. Kannst Du das näher ausführen?

2011 haben mich berufliche und private Stresssituationen bis an den Abgrund gedrängt. Mein Körper hat die Notbremse gezogen, ich bin auf einem Heimflug aus den USA einfach umgekippt und konnte anschließend drei Wochen lang kaum noch meinen Alltag bewältigen. Ich habe mich zwar langsam wieder gefangen, doch etwas unheimliches blieb: der Verlust des Gefühls, unsterblich oder unangreifbar zu sein. So, wie ich mich vor diesem Schlag eben gefühlt hatte. Ich habe mich nach meiner schusssicheren Weste gesehnt, die ich vorher trug. Aber wie bekommt man sie zurück? Ein Jahr später habe ich mich zu einer Motorradtour entschlossen. Vielleicht, weil ich in meinem früheren Leben als Globetrotter ein völlig anderer Mensch war. Ich hoffte, diesen Menschen, quasi mein früheres Ich, wieder zu finden. Allen voran jedoch die Unbedarftheit und Schwerelosigkeit des Lebens.

 

Du hast Deine Jugend gesucht?

Nein, nicht meine Jugend. Ich wollte das Selbstvertrauen ins Leben zurück. Im Buch breche ich mit meinen beiden Motorrädern Triumph Scrambler (2012) und Yamaha Ténéré (1989) jedes Mal ins Ungewisse auf. Es ist auch immer die Suche nach mir selbst. Das geschieht zeitversetzt, denn die beschriebenen Reisen liegen 23 Jahre auseinander. Das Buch stellt uns allen die Frage: Ist es richtig, wie wir leben? Das Ganze ist in eine abenteuerliche Handlung gepackt. Die Themen Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit stehen im Vordergrund. Um Endstation Abfahrt gut zu finden, muss man nicht Motorradfahrer sein, oder sich mit Technik auskennen. Es die Story über den Ausweg aus einer Lebenskrise.

 

Was soll die Message sein? Wenn’s euch zu viel wird, dann steigt doch einfach mal aufs Bike und dreht eine Runde?

Ganz vereinfacht gesagt: Ja. Auf der einen Seite transportiert das Buch die Botschaft: Hey, Leute, fragt euch doch mal, ob ihr das noch macht, was euch früher so viel Spaß gemacht hat. Es stellt unterbewusst die Frage nach dem Sinn des Lebens und animiert zum Aufbruch. Dabei ist es völlig egal, wie oder mit welchem Fahrzeug du aufbrichst. Wichtig ist nur eins: Neue Wege beginnen dort, wo du stehst.

 

Dann ist das Buch eine Art Lebensratgeber?

Jein. Es ist ein Reiseabenteuer zum Sinn des Lebens. Die Erstauflage war nach einem halben Jahr vergriffen. Ich habe mittlerweile rund 1300 Briefe auf dieses Buch erhalten (Stand: Oktober 2015). Viele Leser waren in derselben Situation. Egal, ob Midlife-Krise, Burnout oder die Suche nach dem, was unser Leben wirklich ausmacht – mein Buch hat ihnen gefallen. Zu Beginn hatte ich nicht gedacht, dass sich überhaupt jemand bemüßigt fühlt, mir zu schreiben. Doch was da kam, war der Wahnsinn: Lebensgeschichten, Tragödien, Dankesschreiben… es war alles dabei. Es freut mich unglaublich, dass Endstation Abfahrt so positiv wahrgenommen wird. Es scheint mir wirklich gelungen zu sein, ein ernstes Thema amüsant und spannend verpackt, und gleichzeitig auch noch einen Ratgeber geschrieben zu haben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen für ihr Feedback bedanken.