Rolf, vorab eins: Du warst über 15 Jahre Redakteur bei MOTORRAD und machst seit 2014 das FUEL-Magazin. Macht Dir Motorradfahren immer noch Spaß?

Na klar! Allerdings gab es tatsächlich mal eine Zeit, in der mir Fahren tatsächlich weniger Spaß gemacht hat, weil ich zu viel um die Ohren hatte. Das war auch die Zeit, in der alles zusammenstürzte und ich Endstation Abfahrt schrieb. In meiner Freizeit bin ich damals kaum noch gefahren, keine Zeit, zu viele große Aufgaben gleichzeitig, ich war geschlaucht. Viele glauben, Testredakteur bei MOTORRAD sei der absolute Traumjob. Nun, vielleicht kommt er nahe daran. Doch wenn du deine Lieblingsspeise dreimal täglich essen musst, kann es durchaus sein, dass sie dir vielleicht nach ein paar Jahren irgendwann zum Hals raushängt. Aber zurück zur Frage: Ja! Mir macht es derzeit wieder so viel Spaß wie Mitte der 1980er-Jahre, als ich täglich im Sattel saß. 50.000 Kilometer Jahresfahrleistung waren damals keine Seltenheit. Berufliche und private Kilometer zusammengefasst komme ich derzeit jährlich nur noch auf rund 25.000 Kilometer.

 

Hat man denn als Redakteur, der ständig neue Motorräder fährt und testet, privat überhaupt noch ein eigenes?

Nicht nur eins. Derzeit sind es sieben. Warum? Ich kann mich so schlecht trennen…

 

„Fuel for the Soul“ ist ein Bestseller geworden, der mittlerweile in der 4. Auflage erschienen ist. Wie erklärst Du Dir den Erfolg? 

JEDER, der länger Motorrad fährt, findet sich in diesem Buch wieder. Wir alle, die wir in den 1950ern bis 1980ern geboren wurden, haben ähnliche Abenteuer in der Jugend erlebt. Jeder von uns hat praktisch für „die schöne Elke“ geschwärmt, sie aber nie gekriegt. Jeder hat Erlebnisse mit Mofas, Mokicks, Kleinkrafträdern oder Achtzigern. Jeder musste irgendwann den Führerschein machen, war bei der Tanzschule, hat Erinnerungen an die erste große Party oder den ersten Kuss… Sehr vieles in diesem Buch dreht sich um die Erlebnisse der Jugend, um Freundschaft, ums Unterwegssein. Dabei spielt das Zweirad als Sprungbrett für die Freiheit eine zentrale Rolle. Das Buch erzeugt bei den meisten Lesern Deja Vus und hat eine klare Message: Egal was du fährst, oder wohin und wie lange du fährst – Hauptsache, du fährst.

 

Es hat 31 Kapitel. Einige der Storys sind sogar ursprünglich in MOTORRAD veröffentlicht worden, oder?

Genau. Die erste Idee zu diesem Buch war eine Reportagesammlung. Ich wollte meine 60 besten Geschichten einfach hintereinander ab-, beziehungsweise nachdrucken. Doch bereits beim Überfliegen der Stories wurde mir klar, dass es nicht geht. Ein Buch ist anders aufgebaut. Viele Geschichten, die in einer Zeitschrift gut funktionieren, wären in Buchform nicht möglich. Die visuelle Unterstützung durch die Fotos fehlt. Also habe ich mich von dem Gedanken des Nachdruckens verabschiedet und das Meiste neu geschrieben. Wer die 1. oder 2. Auflage von Fuel for the Soul besitzt (erschienen 2014 und 2015) wird sich über die aktuelle 4. Auflage garantiert freuen. Es sind sehr viel mehr Jugendgeschichten integriert, Stories, in denen meine Freunde Tüte, Pinne und Schröder die Hauptrollen übernehmen. Selbst im Corona-Frühling habe ich mich hingesetzt und zusätzlich noch zwei sehr lange Stories geschrieben. Die eine handelt davon, den Führerschein zu bestehen und die andere von der ersten großen Liebe – natürlich geht nichts ohne Zweiräder. Es sind herrliche Geschichten, bei denen man aus dem Lachen gar nicht mehr rauskommt.

 

Das klingt, als würden sich selbst Diejenigen nicht langweilen, die bereits einige Deine Geschichten aus MOTORRAD kennen…

Genau, sie langweilen sich garantiert nicht.

 

Fuel for the Soul ist im Eigenverlag erschienen. Hast Du keinen Verlag dafür gefunden?

Ich „durfte“ gar nicht erst suchen. Es bestand von Beginn an nie die Möglichkeit, das Buch verlegen zu lassen. Mein Arbeitgeber, die Motorpresse Stuttgart, gab mir zwar die Rechte an den Stories zur nochmaligen Veröffentlichung zurück, die Bedingung hierfür war allerdings, das Buch im Eigenverlag herauszubringen. Das hat natürlich auch Vorteile: Ich konnte dieses Projekt so realisieren, wie es in meinem Kopf war. Das begann mit dem Titelfoto, das ich in auf dem Fußboden eines alten Sägewerks geschossen habe, ging über die vielen neuen Stories, die ich für das Projekt schrieb und endete mit Zeichnungen von meinem Freund und MOTORRAD-Cartoonist Holger Aue, die er extra für Fuel for the Soul angefertigt hat. Das Buch ist sozusagen von vorn bis hinten mein Baby.

 

Warum sollte man Dein Buch kaufen?

Weil es wirklich gute Unterhaltung garantiert. Fuel for the Soul richtet sich an alle Motorradfahrer. Dabei spielt es keine Rolle, ob Bastler, Race-, Reise-, oder Cruiser-Fan. Die Marke ist ebenfalls egal. Es geht um nichts anderes als den Spirit beim Fahren. Die Stories haben alle eine Gemeinsamkeit: Das Motorrad ist darin nicht Haupt- sondern immer nur Nebendarsteller. Es geht vielmehr darum, etwas mit und auf dem Bike zu erleben. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich selbst immer noch riesige Lust am Fahren habe und diese auf die Menschen übertragen möchte. Holger Aue hatte es damals vorab gelesen und so formuliert: „Ein herrliches Buch. Beim Lesen lachst du dich oft kaputt und nach der Lektüre willst du sofort losfahren…“

Dem ist nichts hinzuzufügen.